Card Sorting erklärt.

Die Methode des Card Sortings hat eine lange Tradition in der Sozialforschung, wird heute jedoch vorwiegend in Informations-Architektur-Projekten eingesetzt und häufig mit anderen Nutzerforschungs-Methoden (Interviews, Web analytics, Usability-Tests, Umfragen, Fokusgruppen, etc.) kombiniert, um Muster zu finden, wie Menschen Themen strukturieren.

  “Card sorting is a great, reliable, inexpensive method for finding patterns in how users would expect to find content or functionality.”

Donna Spencer


Wie wird’s gemacht? – Der Ablauf von Card Sorting

  1. Das eigene  Ziel definieren (was will ich erfahren?)
  2. Methode auswählen: Offenes, geschlossenes, Face-to-Face oder Online Card Sorting – je nach Zielsetzung, Anzahl der Testpersonen, etc.
  3. Inhalt auswählen: Karten (inkl. Nummern für spätere Datenerfassung) mit Begriffen vorbereiten
  4. Testpersonen auswählen & einladen: Consent-Formular (für Datenverwendung) vorbereiten, Raum für Testing,  Kamera und Mikrofon organisieren, Anzahl der Testpersonen festlegen.
  5. Card Sort durchführen und aufzeichnen: Je nach Anzahl der Karten ca. eine halbe bis eine Stunde einplanen (100 Karten in unserem Beispiel). Die Testperson muss während des Card Sortings so viel wie möglich reden („think aloud“), so kann nicht nur festgestellt werden, wie die Personen Themen strukturieren, sondern auch warum.
  6. Analyse & Interpretation der Ergebnisse: Je nach Zielsetzung erfolgt die Auswertung manuell oder statistisch (mittels Statistikprogramm und Clusteranalyse).
  7. Im Projekt anwenden

Offenes vs. geschlossenes Card Sorting

  • Offenes Card Sorting: Testperson erhält Karten mit Begriffen, die er/sie nach ihrer eigenen Logik gruppieren
  • Geschlossenes Card Sorting: Testperson erhält Karten mit Begriffen sowie Kategorien. Die Testperson ordnet die Karten den Kategorien zu.

Die Aufgaben der Testperson beim offenen Card-Sorting:


 Meine Learnings

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Information Architecture“ unter der Leitung von Prof. Keith Andrews, habe ich die Methode erstmalig selbst angewandt und meine Erfahrungen kurz zusammengefasst:

  • Jeder denkt anders & Kontext ist wichtig: Ich war überrascht wie unterschiedlich die Testpersonen in unserem Beispiel „alltägliche Gebrauchsmittel“ organisierten. Ich ging davon aus, dass maximal ein handvoll unterschiedlicher Herangehensweisen („Mindsets“) gibt, nach denen die Testpersonen ihre Gruppen bilden. Da lag ich definitiv falsch! Wichtig sind dabei die Klassifizierungs-Schemen (thematisch, chronologisch, geografisch, alphabetisch, numerisch, Aufgaben-basiert, nach Zielgruppe)
  • Die Methode ist entscheidend: Die Wahl der geeigneten Methode (offen vs. geschlossen; online vs. face-to-face) ist wichtig – für die Durchführung (Anzahl, Vor- und Nachteile), aber auch für die Ergebnisse. Daher zuerst das Ziel klar definieren und geeignet Methode wählen!
  • Die geeignete Art der Auswertung (manuell vs. statistisch) wichtig, je nachdem welches Ziel verfolgt wird. Hier darf der Aufwand bei einer großen Anzahl an Testpersonen nicht unterschätzt werden.

Mein Fazit – Anwendung in der Praxis

Meiner Meinung nach lässt sich die Methode in der Praxis sehr gut für Website- und Intranet-Projekte einsetzen, aber  auch in Kombination mit anderen Nutzerforschungsmethoden verwenden.

  • Gut geeignet, um zu verstehen, wie Leute über ein Thema denken
  • Struktur & Navigationen für Websites oder Intranets zu entwickeln
  • Kategorisierungen zu finden – z.B. für eine Website (Shop, etc.)

Buchempfehlung:


Links zum Thema Card Sorting:

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